Der Inklusions-Kümmerer

Michael Arends kümmert sich beim SV Werder Bremen um die Inklusion. Für unser Magazin “m” hat er uns von seiner Arbeit erzählt.

Michael Arends arbeitet seit 10 Jahren bei Werder Bremen. Für ein Praktikum zog es ihn damals an die Weser. Und er ist geblieben. Bei Werder kümmert sich Arends um die Themen “Inklusion“ und „Migration“. Er selbst beschreibt sich als „Inklusions-Kümmerer“. Im Interview erklärt der Werderaner, was das genau bedeutet.

Kannst du uns einen Einblick in deinen Arbeitsalltag geben?
Michael Arends: Meine Aufgabe ist es, inklusive Strukturen beim SV Werder Bremen aufzubauen. Dazu gehört es zum Beispiel Sportprogramme zu öffnen. Damit können Menschen mit Beeinträchtigung daran teilnehmen. Solche Angebote haben wir im Fußball, Handball, Tischtennis, in der Leichtathletik sowie bei Turnspiele und Gymnastik. Dabei versuche ich immer wieder, junge Menschen als Betreuer oder Trainer zu gewinnen. Das sind meistens Jugendliche, die schon früh bei diesen Angeboten mitgemacht haben. Ich versuche also, einen Kreislauf zu bilden. Manchmal stehe ich auch selber auf dem Platz und leite das Training. Die Zeiten am Schreibtisch werden jedoch immer länger. Da kann ich aber auch natürlich viel mehr bewirken.

Was braucht es, damit ein Verein seine Angebote öffnet?
Es braucht immer einen Kümmerer. Das ist eine Person, die das wirklich ernsthaft angehen will. Und man muss wissen, wie man Menschen im Sportverein überzeugen kann. Das ist gar nicht so einfach. Denn die meisten hatten noch nie Berührungspunkte mit Menschen mit Behinderung. Man muss also viele Gespräche führen, überzeugen und aufklären können und vor allem Begegnungen schaffen.

Gibt es eine spezielle Ausbildung, um inklusive Gruppen anleiten zu können?
Eine normale Trainerausbildung reicht locker aus. Ich finde, das Thema Inklusion muss fester Bestandteil der normalen Trainerausbildung werden. Daran arbeite ich. Denn eigentlich geht es immer darum, ein Training an die Zielgruppe anzupassen. Warum sollten da Menschen mit Behinderung außen vor bleiben? Spezielle Schulungen sollte es aber bei speziellen Diagnosebildern wie Epilepsie oder Autismus geben.

Du sprichst von Inklusion in der Geschäftsstelle. Was bedeutet das genau?
Seit 2012 können Jugendliche mit Beeinträchtigung bei uns ein Praktikum machen. Das ist dann im Bereich „CSR-Management.“ Übersetzt könnte man auch sagen „Sozialmanagement“. Seit 2 Jahren versuchen wir dieses Praktikum zu verbessern. Und wir schauen in die unterschiedlichen Arbeitsbereiche bei Werder Bremen. Wir prüfen, wie man Menschen mit Beeinträchtigung dort teilhaben lassen kann. Es geht also nicht nur darum, die Jugendlichen zu beschäftigen. Wir wollen ihre Potenziale für den Verein ernsthaft nutzen. Das hat sogar schon zu einer Festanstellung geführt. Damit das gelingen kann, braucht es aber auch hier einen „Kümmerer“. Ich finde, jedes Unternehmen sollte so eine Person beschäftigen.

Gibt es ein übergeordnetes Ziel, das du in deiner Funktion anstrebst?
Ich habe immer dieses Bild einer verrückten, bunten, wertschätzenden Gemeinschaft. Diese Vorstellung würde ich gerne auf den Verein anwenden. Ich stelle mir Werder dann als eine Art Gemeinschaftszentrum vor. Hier arbeiten Menschen mit den unterschiedlichsten Geschichten und begegnen sich täglich. Quasi die totale Durchmischung, wie man sie im Stadion erlebt. So könnte es dann auch im Büroalltag stattfinden.

Das Bild zeigt Michael Arends (links) mit Paul Arefi. Quelle: Werder Bremen ©

Dieser Text ist zuerst im Magazin “m” Ausgabe 2-2020 erschienen.

Lagershausen, Ludwig
Agentur selbstverständlich
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit