Wir machen Inklusion

Inklusion - was ist das eigentlich?

Unter Inklusion verstehen wir beim Martinsclub die Einbeziehung aller Menschen in die Gesellschaft. Herkunft, Geschlecht, Alter sowie weltanschauliche, religiöse und sexuelle Orientierung oder individuelle Fähigkeiten sind uns dabei egal. Der Mensch steht im Vordergrund, mit allen Stärken und Schwächen. Natürlich sind nicht alle Menschen gleich – und das ist auch gut so. Vielfalt sehen wir als Normalität an. Niemand darf ausgegrenzt oder benachteiligt werden, weil er oder sie in irgendeiner Art und Weise „anders“ ist oder nicht irgendeiner Norm entspricht.

Inklusion erklärt in 60 Sekunden. Ein Film von der Aktion Mensch:

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Jede und jeder soll die gleichen Chancen bekommen, um ein selbstbestimmtes Leben führen und am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Wer dies aufgrund einer Beeinträchtigung selber nicht kann, soll entsprechend Hilfe bekommen. Es müssen Möglichkeiten und Strukturen geschaffen werden, um jenen Menschen Zugänge zu allen Lebensbereichen zu verschaffen. Konkret heißt dies, Barrieren abbauen. Sowohl auf den Straßen, Plätzen und allen öffentlichen Bereichen, als auch –  ganz wichtig – in den Köpfen der Menschen. Denn nur dort können Veränderungen herbeigeführt werden.

Im Jahre 2009 haben die Vereinten Nationen die UN-Behindertenrechtskonvention verabschiedet und damit die Gleichstellung aller Menschen in allen Lebensbereichen festgeschrieben. Auch Deutschland hat dieses Übereinkommen akzeptiert und sich daher zur Umsetzung verpflichtet. Inklusion ist damit nicht weniger als ein Menschenrecht. Die konkrete Umsetzung obliegt dabei den jeweiligen Mitgliedsstaaten: Also der Bundesrepublik Deutschland als Mitglied der UN sowie der Freien Hansestadt Bremen als Bundesland.
In Deutschland ist die Inklusion im sogenannten Bundesteilhabegesetz  geregelt. Das Land Bremen hat zudem 2009 ein Schulgesetz eingeführt, in dem die Inklusion im Bildungsbereich geregelt ist. Damit hat Bremen in Deutschland eine absolute Vorreiterrolle eingenommen.

Informationen des Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung zur UN Behindertenrechtskonvention

Informationen des Bremer Landesbehindertenbeauftragten zum Bundesteilhabegesetz

Informationen zum Bremer-Schulgesetz

Zum Thema „Zehn Jahre Inklusion in Bremen“ hat Radio Bremen eine Reportage veröffentlichet

Der Begriff „Inklusion“ wird häufig gleichgesetzt oder verwechselt mit dem Begriff „Integration“. Dennoch handelt es sich um verschiedene Konzepte:

Integration geht davon aus, dass die Gesellschaft hauptsächlich aus zwei Gruppen besteht: Einer großen, homogenen Mehrheitsgruppe sowie einer kleineren Gruppe, die aufgrund bestimmter Merkmale nicht Teil des Ganzen ist, sondern sich außerhalb befindet. Gemäß der Integration sei es Aufgabe der Mehrheit, die kleinere Gruppe in die bestehenden Strukturen hineinzuholen, sprich: sie zu integrieren. Von den ‘Hineingeholten‘ wird gleichzeitig erwartet, dass sie sich den Gegebenheiten, die sie vorfinden, anpassen.
Die Inklusion teilt diese Ansicht nicht. Vielmehr geht sie davon aus, dass jeder Mensch von vornherein Teil der Gesellschaft ist – unabhängig von seinen Eigenschaften und individuellen Voraussetzungen. Inklusion bedeutet in diesem Zusammenhang also, dass alle Individuen gemeinsam eine Gemeinschaft bilden, in der jeder und jede gemäß der persönlichen Stärken, Fähigkeiten, Wünsche und Interessen selbstbestimmt leben und agieren kann. Damit ein inklusives Zusammenleben möglich ist, müssen nicht nur für jeden Menschen die nötigen Rahmenbedingungen gewährt, sondern auch ganz individuell ausgestaltet sein

Der öffentlich am stärksten präsente Lebensbereich der Inklusion ist das Bildungssystem. In der Schule werden bei jedem Menschen Grundlagen für die persönliche Zukunft gelegt. In Abhängigkeit vom Schulabschluss entscheidet sich häufig der spätere Lebensweg. Vor Einführung des Inklusionskonzeptes wurden die Schülerinnen und Schüler strikt getrennt: je nach schulischer Leistung und Lernerfolg galt es, die Kinder in unterschiedlichen Schulformen zu unterrichten. Schülerinnen und Schüler mit einer Beeinträchtigung gingen in der Regel auf spezielle Förderschulen und blieben so unter sich.
Dem steht die Inklusion deutlich entgegen: Alle Schülerinnen und Schülern sollen gemeinsam auf eine Schule gehen. Kinder mit Beeinträchtigungen dürfen dabei nicht benachteiligt werden. Ihnen steht der Besuch einer Regelschule gesetzlich zu.
Die individuelle Förderung gemäß eigener, persönlicher Kapazitäten muss dabei oberste Priorität haben. So sollte es auch Menschen mit Beeinträchtigungen generell möglich sein, einen Schulabschluss zu machen, eine Berufsausbildung zu absolvieren oder zu studieren.

Ein Beispiel für Inklusion in der Schule. Ein Film aus der Ausstellung „Lieblingsräume – …so vielfältig wie wir“:

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Nicht nur in Bildungsfragen spielt die Inklusion eine enorme Rolle, sondern in allen anderen Lebensbereichen. Damit alle Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, müssen Barrieren abgebaut werden. Dabei können sich viele alltägliche Dinge als Barriere herausstellen: Die Stufe am Eingang zum Kiosk, die es einer Rollstuhlfahrerin nicht ermöglicht, dort einzukaufen. Das steile Treppenhaus und der fehlende Aufzug im Bürgeramt – wer schlecht zu Fuß ist, bekommt hier möglicherweise Probleme, Behördengänge selbstständig zu erledigen. Enorm wichtige Alltags- und Begegnungsorte sind zudem der Arbeitsplatz und der Wohnraum. Auch hier finden sich zahlreiche Hindernisse, die Menschen mit einer Beeinträchtigung einschränken.

Die größten Barrieren existieren jedoch zumeist in den Köpfen: Gesellschaftlicher Leistungsdruck, profit-orientiertes Denken in der Berufswelt oder der schlichte Unwille, MitarbeiterInnen mit Beeinträchtigungen zu beschäftigen, stehen einer Teilhabe allzu oft im Wege. Ähnlich geht es auf dem ohnehin schon schwierigen Wohnungsmarkt zu. Viele Vermieter reagieren zurückhaltend bis ablehnend auf Mietanfragen von Menschen, die über geringe finanzielle Möglichkeiten verfügen, nicht so gut die deutsche Sprache sprechen und/oder mit einer Beeinträchtigung leben. Barrieren sind in diesem Zusammenhang auch mit dem Wort „Vorurteil“ zu übersetzen.
Da viele Menschen sich wenig in bunt-gemischten Gruppen aufhalten, entstehen Berührungsängste vor dem „Unbekannten“. Das führt zu Denkweisen, die beispielweise Menschen mit Beeinträchtigungen als „anders“ oder „irgendwie speziell“ bewerten. Diese aufzuheben ist ein zentrales Ziel der Inklusion. Der Weg dahin heißt gegenseitiges Kennenlernen und Kommunikation.

Kommunikation und vor allem Sprache können sich ebenfalls als Fallstricke der Inklusion herausstellen. Vor allem offizielle Texte – beispielsweise behördliche Anträge oder amtliche Dokumente – sind oft sehr kompliziert formuliert. Menschen, die Probleme mit dem Lesen haben, werden so in wichtigen Dingen des öffentlichen Lebens benachteiligt. Eine Sprache, die alle Menschen gut verstehen und nachvollziehen können, muss das Ziel sein.

Inklusion zieht sich durch das ganze gesellschaftliche Leben. Die Gesellschaft muss dazu gebracht werden, Möglichkeiten und Strukturen bereitzustellen, damit wirklich jede und jeder in allen Bereichen teilhaben kann.

Wer mit einer körperlichen und/oder geistigen Beeinträchtigung lebt, wird gegenüber der Mehrheit der Gesellschaft oft benachteiligt. All jene Menschen bilden die Kernzielgruppe des Martinsclub. Unser Auftrag ist es, Angebote zu schaffen, die ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Dies schließt alle Altersgruppe sowie ganz unterschiedliche Lebensbereiche ein. Benachteiligungen hören jedoch nicht bei körperlichen bzw. geistigen Merkmalen auf. Inklusion betrifft alle Menschen, die Benachteiligungen erfahren. Alle Menschen haben das Recht am öffentlichen Leben teilzunehmen – unabhängig vom Geldbeutel, der Herkunft und vom sozialen Status. Dies betrifft zum Beispiel den Besuch im Café, im Schwimmbad oder im Kino. Solch elementare Dinge sollten für alle Menschen zugänglich sein, denn an diesen öffentlichen Orten findet das gemeinsame Leben statt.
Die Angebote des Martinsclub Bremen e. V. richten sich im Kern immer an die Zielgruppe Menschen mit Beeinträchtigung. Bei der Planung und Durchführung von Leistungen spielt jedoch die ganzheitliche Betrachtung der Inklusion eine wesentliche Rolle.

Der Martinsclub wurde 1973 gegründet. Seitdem schaffen wir Angebote für Menschen mit Beeinträchtigung. Dabei haben wir uns im besonderen Maße der Inklusion verschrieben. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass jeder Mensch seinen Platz in der Gesellschaft selber finden sollte – gemäß eigener Wünsche, Interessen und Vorlieben. Unsere Aufgabe sehen wir darin, Menschen die Unterstützung zukommen zu lassen, die sie für ein möglichst selbstständiges Leben brauchen. Unser Motto dabei: So viel Hilfe wie nötig, für so viel Selbständigkeit wie möglich.

Inklusion ist besonders in unseren Bildungs- und Freizeitangeboten das maßgebliche Ziel. Ob gemeinsames Kochen, Lesekurse, Spieleabende, Reisen, Sportangebote, Computerkursen oder, oder, oder. Durch das umfangreiche Programm unseres Leistungsbereichs „Teilhabe“ stärken wir das Miteinander. Wir schaffen nicht nur sinnvolle Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, sondern ermöglichen Begegnungen und Freundschaften.

Inklusion ist ebenfalls ein Aspekt unseres Leistungsbereichs „Wohnen“: Hier bieten wir Menschen mit Beeinträchtigungen Wohnformen, die an ihre spezielle Situation angepasst ist. Wichtig ist uns dabei, dass unsere KundInnen Teil der Nachbarschaft sind. Menschen mit Beeinträchtigung sollen nicht abgekapselt am Stadtrand leben. Egal, ob stationäres- oder ambulantes Wohnsetting, der regelmäßige Kontakt auf der Straße oder beim Einkaufen muss dazugehören. Denn nur wenn Menschen mit Beeinträchtigung wie selbstverständlich im Wohnumfeld wahrgenommen werden, können Vorurteile und Berührungsängste abgebaut werden.

Zudem organisieren wir Assistenzen in Schulen. Fast 700 MitarbeiterInnen ermöglichen somit Kindern in Bremen den Besuch von Regelschulen. Hier beginnt die frühe Sozialisierung für eine diverse Gesellschaft. Denn aus Kindern, für die Verschiedenheit das Normale darstellt, werden schließlich Erwachsene, für die ein inklusives Zusammenleben selbstverständlich ist.

Neben Freizeit, Wohnen und Schule sind fühlen wir uns noch vielen anderen Lebensbereichen verpflichtet.. Hier wäre unter anderem der Lebensbereich „Arbeit“ zu nennen. Mit unseren zwei inklusiven Küchenbetrieben, ermöglichen wir Menschen mit Beeinträchtigung einen Zugang auf den ersten Arbeitsmarkt.

Ferner führen wir immer wieder neue Projekte durch, mit dem Ziel Inklusion in Bremen und umzu voranzutreiben. Dabei erhalten wir Unterstützung von zahlreichen Kooperationspartnern sowie Förderern und anderen Unterstützern.

Hier verschaffen Sie sich einen Überblick über unser großes Leistungsangebot sowie unsere Projekte:

Wir wollen unsere Expertise in Bremen (und auch darüber hinaus) einbringen. Wir haben immer ein offenes Ohr für Ideen und Projekte, die Inklusion in der Stadt fördern. Neben unseren klassischen Handlungsfeldern beschreiten wir aber auch gerne neue Wege. Dazu kooperieren wir mit vielen Partnern in der Hansestadt.

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