Der Martinsclub wird 50

Im Jahr 2023 steht ein besonderer Geburtstag an. Der Martinsclub wird 50. Dieses Jubiläum werden wir gebührend feiern. Unter dem Motto „menschlich, mutig, mittendrin“ finden 50 Aktionen statt.

Alles begann mit einer Briefmarke
Doch wie hat es mit dem Martinsclub eigentlich angefangen? Dafür müssen wir in die 1950er Jahre zurückblicken.
In der Werkstatt Bremen, dem Martinshof, arbeiten Menschen mit einer Behinderung. Sie wurden von dem Sozialarbeiter Gunther Molle betreut. Sein Ziel war es, ihre körperlichen Fähigkeiten zu trainieren. Unter anderem ging es dabei ums Arbeiten mit Fingern und Händen. Molle war Briefmarkensammler – und hatte eine Idee. Er ließ seine Schützlinge die Briefmarken vom Papier ablösen. Anschließend wurden die Marken sortiert und in Sammelalben geklebt. Daran hatten die jungen Leute viel Spaß. Sie wollten auch in ihrer Freizeit Briefmarken sammeln. Also wurde zu diesem Thema ein Freizeittreff ins Leben gerufen. Eine Freizeitbeschäftigung, die an die Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigung angepasst ist? Damals war das völlig neu. Diese Treffen waren sehr beliebt und gut besucht. Mit der Zeit entstanden weitere Kurse. Und auch die Eltern der Teilnehmenden brachten sich aktiv ein. Nach und nach wurde das Angebot immer größer. All dies konnte nicht mehr unter dem Dach des Martinshofs stattfinden. Also wurde am 6. Februar 1973 der Martinsclub gegründet. Mit dem Ziel, Freizeitbeschäftigungen für Menschen mit Behinderung zu schaffen.
Bald nach der Gründung begann der Martinsclub, Bildungsurlaube zu organisieren. Im niedersächsischen Clüversborstel wurde dafür ein Wohnheim in eine Bildungsstätte umgebaut. Auf der Insel Wangerooge eröffnete der Martinsclub zudem ein Erholungsheim.

Bis in die 1990er Jahre blieb der Martinsclub ein kleiner Verein. 1993 hatte der Martinsclub nur 17 Mitarbeiter. In den folgenden Jahren änderte sich das. Der Martinsclub baute seine Leistungen für Menschen mit Behinderung immer weiter aus. Wohnangebote, Reisen und viele Projekte kamen hinzu. Besonders die Unterstützung behinderter Kinder in der Schule veränderte den Verein. Die Arbeit wurde immer weiter professionalisiert. Seit 2009 hat der Martinsclub seine Aktivität außerdem in die Stadtteile verlagert.

Heute ist der Martinsclub einer der größten Träger der Behindertenhilfe in Bremen. Mit über 1.200 Beschäftigten. Sie alle setzen sich für Inklusion ein. Nun blicken wir auf eine 50-jährige Geschichte zurück. Eine Geschichte, auf die wir stolz sind. Und die wir in Zukunft weiterschreiben wollen.

50 Jahre – 50 Aktionen
Um das Jubiläum zu feiern haben wir uns viel vorgenommen. Über das Jahr verteilt werden 50 Aktionen stattfinden. Los geht es mit einer Party am 6. Februar. Also am Gründungstag des Martinsclub genau 50 Jahre vorher. Alle Mitarbeitenden sind dazu eingeladen. Und natürlich feiern wir auch die Inklusion. Auf unserem Alle Inklusive Festival am 26. August.
In vielen Bremer Stadtteilen wird es verschiedene Aktionen geben. Geplant sind Straßenfeste, Fahrradtouren, Konzerte, Informationsabende, Filmvorführungen und einiges mehr. So können wir miteinander in Kontakt kommen. Dieser Austausch mit den Menschen und unseren Kooperationspartnern ist uns wichtig.
Ein Höhepunkt des Jubiläums ist eine Ausstellung. Sie trägt ebenfalls den Titel „menschlich, mutig, mittendrin“. Hier stehen Menschen im Mittelpunkt, die für den Martinsclub wichtig sind. Und es geht um die Frage, wie Inklusion gelingen kann. Ab dem 10. Februar wird die Ausstellung zu sehen sein. Zuerst in unserer Geschäftsstelle in der Neustadt. Später auch an anderen Orten in Bremen.

Die soziale Arbeit in den Blick nehmen
Mit diesen Aktionen wollen wir für unsere Arbeit werben. Wir wollen Menschen auf soziale Berufe aufmerksam machen. Und Fachkräfte ansprechen, die sich vorstellen können, bei uns zu arbeiten. Dazu veranstalten wir zum Beispiel einen Jobtag. Verschiedene soziale Träger stellen sich dort vor. Außerdem soll es dabei auch um inklusive Arbeit gehen. Denn wir verfolgen ein wichtiges Ziel. Menschen mit Beeinträchtigung sollen auf dem ersten Arbeitsmarkt arbeiten können.
Weiterhin richten wir einen Fachtag aus. Hierbei betrachten wir die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Behindertenhilfe. Zudem wird diskutiert, wie sich unser Berufsfeld weiterentwickeln und verändern muss.

Warum machen wir das alles, Thomas Bretschneider?
„Seit langem planen wir das Jubiläum. Erste Ideen haben wir schon vor Jahren gesammelt. Wir sind sehr stolz auf unsere Arbeit. Da sind 50 Jahre ein guter Anlass zum Feiern. Klar ist aber auch: Es geht um mehr als eine Geburtstagsparty. Wir leben heute in unsicheren Zeiten. Krieg, Klimawandel und Pandemie haben unser Zusammenleben stark durcheinandergebracht. Wir möchten den gesellschaftlichen Zusammenhalt in den Vordergrund rücken. Und deutlich machen, dass die Inklusion hierbei eine wichtige Rolle spielt.
Weiterhin bereitet uns der Fachkräftemangel große Sorgen. Mit unseren Aktionen wollen wir für unser Berufsfeld einstehen. Und aufzeigen, dass die Gesellschaft nur funktionieren kann, wenn sie sozial ist. Dies wollen wir sichtbar machen. Gegenüber der Politik und den Menschen. In Bremen und weit darüber hinaus.
Insbesondere wollen wir auch danke sagen. Unseren Mitarbeitenden für ihre wertvolle Arbeit. Unseren Ehrenamtlichen für ihren selbstlosen Einsatz. Unseren Spendern für die großzügige finanzielle Unterstützung. Unseren Kooperationspartnern für die erfolgreiche Zusammenarbeit. Ohne das Zutun all dieser Menschen und Institutionen wäre unser Wirken unmöglich.
Unterm Strich bleibt ein Ziel. Wir wollen gute Lebensbedingungen für Menschen mit Behinderung schaffen. Dafür lohnt sich dieser Aufwand.“

Bretschneider, Thomas
Vorstand