Entschlüsselt – Der Glaskasten auf dem Kelloggs-Turm

Barbara Goetz auf Entdeckungstour. Ein Text aus der aktuellen Ausgabe unseres Magazins “m”.

Die meisten Bremer kennen wohl das Kelloggs-Gelände direkt an der Weser. Das große Gelände mit Lagerhallen und Backsteinbauten ist von Weitem zu sehen. Besonders die weißen, hohen Silos mit den roten Streifen sind ein Hingucker. In den Speichern war früher das Getreide für die berühmten Cornflakes gelagert. Aber welche Bedeutung hat der Glaskasten auf dem Betonturm?

Ich frage Johannes Aderholz, den Geschäftsführer der „Überseeinsel“. Die Überseeinsel GmbH hat das Gelände gekauft. Der Geschäftsführer hat viel zu erzählen. Er kennt die Vergangenheit und Zukunft von Kelloggs ganz genau.

Was hat es mit dem Turm auf sich?
Der Turm mit dem Treppenhaus diente früher als Eingang zu den Silos. Eine rein technische Funktion also. Anders der Glaskasten. Hier hatten sich die „hohen Herren“ des Unternehmens ein Kaminzimmer eingerichtet. Hier führten sie vertrauliche Gespräche und stießen auf gute Geschäfte an. Ich stelle mir Männer mittleren Alters vor. Zufriedene Gesichter, zu den Getränken genüsslich eine Zigarre rauchend. Ob dabei auch Cornflakes serviert wurden, ist nicht bekannt.

Jetzt wird es aber Zeit, selbst den Turm hinauf zu gehen. Im Glaskasten angekommen, betreten wir gleich den Außengang. Von hier haben wir einen beindruckenden Panoramablick in alle 4 Himmelsrichtungen. Beim Blick auf die Innenstadt sind die Domtürme fast zum Greifen nahe. Im Norden reicht die Sicht weit über die Stahlwerke hinaus. Südlich bis Niedersachen und über Walle bis weit in den Bremer Westen. Tief unter uns die Weser und über unseren Köpfen kreischende Möwen. Und über allem der norddeutsche Himmel, wie ich ihn liebe. Viel Weiß und Grau und helles Blau. Es ist eine besondere Stimmung, die noch lange in mir nachwirkt.

Vorübergehend wird der Turm für andere Zwecke genutzt. Das berichtet Aderholz, als wir wieder absteigen. Polizisten trainieren an der Außenwand das Abseilen aus großer Höhe. Das zu beobachten, wäre spannend gewesen.

Ein bunter Stadtteil entsteht
Aber nicht nur der Turm mit seinem Glaskasten ist interessant. Auf der Überseeinsel werden in den nächsten Jahren neue Wohnungen gebaut. Auch viele Möglichkeiten für Freizeitgestaltung, wie Cafés und Grünflächen sind geplant. Bagger und andere Baufahrzeuge machen deutlich, dass hier etwas im Umbruch ist. Es soll ein bunter Stadtteil werden.

Inklusion umgesetzt
Die Planer reden aber nicht nur von Inklusion, sie tun auch konkret etwas dafür. Ein Beispiel ist die „Gemüsewerft“ mit Biergarten. In der Gärtnerei arbeiten Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, pflanzen und pflegen sie Gemüse, Kräuter und Obst. Jeder ist willkommen, sich umzusehen und mit einem kühlen Getränk zu erfrischen. Mit Gästen und Mitarbeitern schnacken, den vorbeifahrenden Schiffen auf der Weser zuschauen.

Ein weiteres Projekt ist eine inklusive Grundschule mit Ganztagbetreuung. In dem ehemaligen Verwaltungsgebäude von Kelloggs werden 2 erste Klassen unterrichtet. Kinder mit und ohne Beeinträchtigung lernen hier gemeinsam lesen, schreiben und rechnen. Dafür wurde das Gebäude mit einer Mensa und Bewegungsräumen ausgestattet. Dass alles barrierefrei ist, versteht sich von selbst. Ein Ausbau mit mehr Klassen ist in den nächsten Jahren geplant.

Schon jetzt ist viel los auf der Überseeinsel. Und wie geht es mit dem Turm weiter? Die Silos werden zu einem Hotel umgebaut. Der Glaskasten bleibt erhalten und der Innenraum wird neu gestaltet. Das frühere Kaminzimmer kann dann von jedem für besondere Gelegenheiten gemietet werden. Für Weihnachtsfeiern zum Beispiel oder für Geburtstage. Die Aussicht auf ganz Bremen wird der Höhepunkt aller Feste sein. Fernweh inbegriffen.

Fotos: Frank Scheffka

Lagershausen, Ludwig
Agentur selbstverständlich
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Heche, Benedikt
Agentur selbstverständlich
Geschäftsführung