Der Martinsclub trauert um seinen Gründer Gunther Molle. Er ist am 11. November im Alter von 94 Jahren verstorben.
Gunther Molle, der Mitgründer des Martinsclub ist am 11. November verstorben. Er wurde 94 Jahre alt. „Diese traurige Nachricht bestürzt uns alle beim Martinsclub sehr. Gunther Molle hat den Martinsclub 1973 mitgegründet. Und ihn jahrzehntelang in verschiedenen Funktionen entscheidend mitgeprägt. Bis vor wenigen Monaten war er auch noch ehrenamtlich bei uns tätig. Seine Verdienste für die Behindertenarbeit in Bremen und auch darüber hinaus sind herausragend“, erklärt dazu Martinsclub-Vorstand Thomas Bretschneider.
Eintreten für die soziale Gerechtigkeit
1973 – also vor fast 50 Jahren – gründete Molle gemeinsam mit einigen Mitstreitern den Martinsclub. Entstanden ist der Verein aus einem von Molle ins Leben gerufenen Freizeitkurs bei der Werkstatt Bremen, in dem es ums Briefmarkensammeln ging. Ziel der damaligen Gründung war es, Freizeitaktivitäten für Menschen mit einer Behinderung zu schaffen. „Dass Menschen mit einer Beeinträchtigung Zugang zu Freizeitaktivitäten haben, ist heute Normalität. Damals war das ein völlig neuer Ansatz in der Behindertenarbeit. Insofern war Gunther Molle seiner Zeit voraus. Seine Ideen waren regelrecht visionär, sie prägen unsere Arbeit bis heute. Molle hat sich schon vor über 50 Jahren für die gesellschaftliche Inklusion starkgemacht. Lange, bevor es diesen Begriff überhaupt gab“, so Bretschneider. Aktiv war Molle bis ins hohe Alter. So hat er erst im vergangenen Sommer die Leitung des Briefmarkenkursus, aus dem der Martinsclub einst hervorging, abgegeben.
Ein Leben lang engagiert
Als junger Mann erlebte Molle zur Zeit des Nationalsozialismus noch die Kehrseite seines späteren Wirkens. Damals wurden Menschen mit Behinderung systematisch verfolgt und ermordet. Unter anderem diese Erfahrungen brachten ihn dazu, sich beruflich für eine gerechte Gesellschaft und für die Rechte von Menschen mit Beeinträchtigung einzusetzen. So erlernte er den Beruf des Sozialarbeiters. Das war damals für einen Mann ungewöhnlich und zugleich fortschrittlich. Inspirationen für seine damals neuartige Auslegung der Behindertenarbeit holte er sich auch auf Reisen. Etwa nach England, Skandinavien und in die Niederlande. Dort war der Umgang mit behinderten Menschen bereits in der Nachkriegszeit viel moderner als im von der NS-Diktatur geprägten Deutschland. Bis zuletzt organisierte er auch viele Jahre lang Aktionen, um Stolpersteine, die an ermordete Menschen mit Beeinträchtigung erinnern, zu putzen. Im Martinsclub leitete er nach seiner beruflichen Tätigkeit zudem bis vor 5 Jahren mehrere Schwimmkurse. Für sein gesellschaftliches Engagement wurde Molle 2019 mit dem Bremer Bürgerpreis in der Kategorie Lebenswerk ausgezeichnet. 2020 war er außerdem für den Deutschen Engagementpreis nominiert.
Bretschneider: „Ohne sein Wirken wäre der Martinsclub heute nicht der Verein, der er ist. Wir werden Gunther Molle vermissen. Und unsere Arbeit für Menschen mit Beeinträchtigung in seinem Sinne fortführen.“
Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.