Der Martinsclub schafft ein ambulantes Wohnangebot und eine Tagespflege in der Wilseder-Berg-Straße
Der Bremer Osten ist bald um 2 soziale Angebote reicher. In der Wilseder-Berg-Straße 2 b baut die GEWOBA 2 Mehrzweckgebäude. Darin richtet der Martinsclub 2 neue Angebote ein. Es entsteht ein ambulantes Wohnangebot für Menschen mit Beeinträchtigung sowie eine Tagespflege. Die Eröffnung ist für November 2023 vorgesehen.
„Quartier|Wohnen“: Selbstbestimmung in der eigenen Wohnung
In den neuen Gebäuden entstehen in den oberen Etagen mehrere Mietwohnungen. Davon sind einige für Menschen mit Behinderung vorgesehen. Im Erdgeschoss wird zudem eine 4er-Wohngemeinschaft für Menschen mit komplexem Hilfebedarf gebaut. Eine Besonderheit ist dabei das ambulante Konzept namens „Quartier|Wohnen“. „Es handelt sich hierbei nicht um ein Wohnheim. Wer hier einzieht, zieht in die eigenen 4 Wände. Menschen mit einer Beeinträchtigung sollen die Möglichkeit bekommen, alleine und nach den eigenen Wünschen und Vorstellungen zu wohnen. So, wie alle anderen Menschen auch“, erklärt die Leiterin des Wohnangebots, Tina Reinhardt. Auf sich alleingestellt bleiben die künftigen Bewohner*innen natürlich nicht. Neben festen Pflege- und Betreuungszeiten kann rund um die Uhr eine Fachkraft angefordert werden. Diese steht bei den täglichen Dingen des Lebens helfend zur Seite. Etwa im Haushalt. „Unterstützung gibt es also nicht permanent. Sondern genau dann, wenn die Nutzer*innen dies anfordern oder wünschen. Damit fördern wir ihre Selbstständigkeit“, betont Reinhardt.
Charakteristisch für dieses Wohnmodell ist eine feste Einbindung in die Umgebung. Wichtige Voraussetzungen dafür ist eine gute Verkehrsanbindung. Außerdem eine gewachsene nachbarschaftliche Struktur und gut zu erreichende Einkaufsmöglichkeiten. Reinhardt: „Behinderte Menschen sollten ein selbstverständlicher Teil der Gesellschaft sein. Es ist unser Ziel, dies zu verwirklichen. Mit dieser ambulanten Ausrichtung geben wir ihnen die Chance, ein autonomes, selbstbestimmtes und normales Leben in der Mitte der Gesellschaft zu führen. Dafür braucht es keine Massenunterkunft und kein Wohnheim. Sondern das Vertrauen, dass sie dies auch schaffen können. Für die Inklusion ist das ein ganz entscheidender Faktor.“
Der Martinsclub betreibt diese Wohnform in mehreren Bremer Stadtteilen. Sie befinden sich in Findorff, Huckelriede, Walle und Osterholz. Daher konnte das Vorgehen seit einigen Jahren erfolgreich erprobt werden.
Betreuung für pflegebedürftige Menschen unter 65 Jahren in der Tagespflege
Erstmals richtet der Martinsclub eine Tagespflege ein. Diese befindet sich in der Wilseder Berg Straße 2b. Die Raumgestaltung ist modern und wohnlich gestaltet.
12 Nutzerinnen und Nutzer können dort tagsüber betreut werden. „Wer unser Angebot wahrnimmt, lebt zuhause, benötigt meist Unterstützung bei der Alltagsgestaltung. Dem möchten wir mit unserem Angebot gerecht werden”, beschreibt Manuela Stapel. Sie wird die Tagespflege ab November 2023 leiten. Neben einer pflegerischen Grundversorgung steht dabei viel Individualität auf dem Programm. Die Nutzer sind jüngere, pflegebedürftige Menschen unter 65 Jahren die gerne aktiv am Leben teilhaben möchten. Vor allem geht es aber darum, einen geregelten Tagesablauf zu organisieren.
Die Wochenplanung soll gemeinschaftlich und gleichberechtigt erstellt werden. Neben nötigen Dingen wie dem gemeinsamen Einkauf, Physiotherapie und ähnlichem wird es Ausflüge zum Beispiel zu Konzerten, Kultur geben oder auch Filme schauen.
„Eine interessante Freizeitgestaltung nimmt einen großen Raum unserer künftigen Arbeit ein. Die individuellen Wünsche und Interessen werden, soweit möglich, Berücksichtigung finden. Menschen unter 65 Jahren sollen eine anregende, bedarfsgerechte und angenehme Zeit haben. Dieses Ziel steht für Manuela Stapel über allem.
Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität organisiert der Martinsclub einen Fahrdienst.
Martinsclub weitet Leistungen im Osten der Stadt aus
Mit dem Wohn- und Pflegeangebot in der Wilseder-Berg-Straße verstärkt der Martinsclub sein soziales Engagement im Bremer Osten. In der Vahr betreibt der Verein seit 2020 ein Quartierszentrum. Dort laufen die Fäden der Inklusionsarbeit des Martinsclub in den östlichen Stadtteilen der Hansestadt zusammen. Dazu zählen neben inklusiven Freizeit- und Bildungsangeboten vor allem Schulbegleitung für Kinder mit einer Behinderung sowie Leistungen in der Jugendhilfe. Im sozial-ökologischen Modellquartier Ellener Hof in Osterholz betreibt der Martinsclub außerdem ein Wohnprojekt, das sich an junge Erwachsene mit fetalem Alkoholsyndrom richtet.
Foto: Siegbert Demmer