Die Corona-Pandemie hat das Leben mit einem Schlag verändert. Überall lauert die Gefahr einer Infektion. Deshalb wurde das öffentliche Leben weitgehend heruntergefahren. Auch in dieser schweren Zeit gibt es Menschen, die sich für andere einsetzen. Menschen, die sich engagieren und so die soziale Not lindern. An dieser Stelle möchten wir diese positiven Beispiele aus dem Martinsclub vorstellen.
Bärbel Remmers stellt ehrenamtlich Gesichtsmasken her.
Frau Remmers, was ist normalerweise Ihre Arbeit im Martinsclub?
Eigentlich arbeite ich als Schulassistenz. Seit Dezember bin ich an der Paul-Goldschmidt-Schule in Lesum tätig. Mein Job dort macht mir viel Freude.
Sie nähen selber Schutzmasken. Erzählen Sie doch mal, wie es dazu kam.
Einmal wöchentlich helfe ich in einer Wohngruppe in St. Magnus aus. Dort wohnen erwachsene Menschen mit körperlicher und geistiger Beeinträchtigung. Dadurch wurde ich direkt mit den Regelungen zur Eindämmung der Pandemie konfrontiert. Schutzmaterialien waren von Beginn an sehr knapp. Unsere Vorräte mussten wir deshalb den Krankenhäusern zur Verfügung stellen. Das war für mich unbegreiflich. Schließlich leben in der Wohngruppe Menschen mit Vorerkrankungen und eingeschränktem Immunsystem. Und sie werden von Menschen versorgt, die sich genauso anstecken können. Da habe ich mich richtig ohnmächtig gefühlt. Ich habe mich gefragt, wo Systemrelevanz beginnt und wo sie endet.
Wie haben Sie reagiert?
Da die Schule ausfiel, hatte ich plötzlich viel Freizeit. Die Situation wollte ich aber nicht einfach so hinnehmen. Also habe ich recherchiert, wie man Gesichtsmasken selber herstellen kann. Dann habe ich angefangen, Masken aus alten Baumwollstoffen zu nähen. Sogar Uromas alte Kittelschürze musste dafür herhalten. Außerdem konnte ich meine Freundinnen überzeugen, ebenfalls Masken herzustellen. Dadurch habe ich viele gute Tipps bekommen. Am Ende stand dann die optimale Nähanleitung, um wiederverwendbare Gesichtsmasken herzustellen.
Sie haben also mit Ihren Freundinnen eine Nähgruppe gegründet?
Genau. Natürlich haben wir uns wegen der Kontaktverbote nicht wirklich getroffen. Jede von uns hat von zuhause aus gearbeitet. Die Aufgaben haben wir aufgeteilt, da nicht alle eine Nähmaschine besitzen. Einige haben Vorschnitte angefertigt, andere Bändchen geschnitten. Immer wieder gab es Verbesserungsvorschläge. Innerhalb von 12 Tagen haben wir so etwa 300 Masken gefertigt. Diese haben wir der Wohngruppe in St. Magnus sowie dem Martinsclub in Vegesack gespendet.
Wieso machen Sie das? Was ist Ihr Antrieb?
Diese ganze Situation ist insgesamt sehr schwierig. Da ich ein sozial engagierter Mensch bin, wollte ich mich einbringen. Das mache ich, indem ich Gesichtsmasken produziere. Natürlich kann eine Maske den Träger nicht direkt vor einer Ansteckung schützen. Wohl aber seine Mitmenschen. Wenn genug Menschen Masken tragen, kann die Zahl der Infektionen gesenkt werden. So kann jeder die Welt ein Bisschen verbessern. Außerdem macht es mir Spaß, ältere Dinge aufzuarbeiten. Meine alten Stoffreste haben somit eine sinnvolle Wiederverwendung.
Nähen Sie auch sonst gerne? Oder haben Sie damit jetzt speziell für die Masken begonnen?
Meine Nähmaschine habe ich 20 Jahre lang nicht benutzt. Ich habe also speziell für die Masken wieder angefangen.
Wie verbringen Sie ansonsten diese außergewöhnliche Zeit?
Eigentlich wollte ich die Zeit nutzen, um mein Wohnzimmer zu renovieren. Das habe ich bislang aber gar nicht geschafft. Stattdessen habe ich viel mit Freunden und Familie telefoniert. Es macht Spaß, die Kontakte zu pflegen. Außerdem bin ich gerne in der Natur und gehe spazieren. Und ich hatte mehr Zeit, um mich um meinen Garten zu kümmern.
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