Die Corona-Pandemie hat das Leben mit einem Schlag verändert. Schulen, Arbeitsstätten und viele öffentliche Einrichtungen sind geschlossen. Durch das Kontaktverbot sind viele Menschen plötzlich einsam und isoliert. Doch es gibt Menschen, die sich für andere einsetzen. Menschen, die sich engagieren und so die soziale Not lindern. An dieser Stelle möchten wir diese positiven Beispiele aus dem Martinsclub vorstellen.
Simone Umlauft engagiert sich freiwillig im Wohnbereich des Martinsclub.
Frau Umlauft, was machen Sie normalerweise im Martinsclub?
Ich arbeite als Klassenassistenz. Dabei unterstütze ich Schüler*innen, die einen entsprechenden Bedarf haben. Somit sorge ich dafür, dass Sie eine Regelschule besuchen können.
Nun sind die Schulen wegen der Coronakrise seit Wochen geschlossen. Was haben Sie gemacht?
Durch die Schließung hatte ich genug Zeit, mich anderweitig einzubringen. Also habe ich angefangen, im Wohnbereich des Martinsclub auszuhelfen. Dort unterstütze ich drei ältere Damen im Ambulant betreuten Wohnen Neustadt.
Wie kam es dazu, dass Sie freiwillig im Wohnbereich helfen?
Die Werkstätten sind wegen der Coronakrise alle geschlossen. Dadurch ist der soziale Kontakt plötzlich weggefallen. Dies betrifft viele Klient*innen, die vom Martinsclub Betreuung und Unterstützung erhalten. Viele Menschen vereinsamen, da sie ja ihre Wohnungen nicht verlassen sollen. Diese Vorstellung finde ich sehr traurig. Also habe ich mich entschlossen, meine Zeit sinnvoll einzusetzen und zu helfen.
Was machen Sie da genau? Wie sieht Ihr Engagement aus?
Das ist ganz verschieden. Ich besuche die Damen in ihrer Wohnung und leiste ihnen Gesellschaft. Wir plaudern dann ein Bisschen. Es tut ihnen sichtlich gut, mal jemanden zum Reden zu haben. Vor allem, wenn sie sonst die meiste Zeit allein sind. Zudem stricken und häkeln wir zusammen. Das macht gemeinsam ja auch mehr Spaß. Außerdem gehe ich mit den Damen spazieren. Frische Luft muss sein, das tut gut und hebt die Stimmung.
Wie geht es denn den Menschen während der Coronakrise? Wie nehmen Sie dies wahr?
Sie sind einsam, das ist deutlich zu merken. Und ihnen ist einfach langweilig, da die sozialen Kontakte fehlen. In den Werkstätten, wo sie arbeiten, herrscht ja sonst reger Trubel. Nun ist alles sehr eintönig geworden.
Wieso machen Sie das? Was ist Ihr Antrieb?
Wir sind doch eine Solidargemeinschaft. Schwächere, hilfebedürftige Menschen sollten unsere Unterstützung bekommen. Nur so kann die Welt besser werden. Ich sorge mich um Menschen, die in Not sind. Da kann ich nicht tatenlos zusehen. Eigentlich wollte ich mich in Griechenland in der Flüchtlingshilfe engagieren. Das geht durch die Corona-Pandemie jetzt nicht mehr. Also biete ich den Menschen hier vor Ort meine Unterstützung an.
Wie erleben Sie selber diese ungewöhnliche Zeit?
Vieles, was normalerweise selbstverständlich ist, fällt derzeit weg. Besonders hart finde ich, meine Liebsten nicht mehr umarmen zu dürfen. Das fehlt mir sehr. Auch die Freiheit, nach Lust und Laune etwas zu unternehmen, gibt es gerade nicht. Kino, Theater, Kneipe, all dies ist nicht möglich. Ich reise gerne, entdecke ferne Länder, am liebsten mit dem Fahrrad. Das wird für längere Zeit nicht möglich sein. Aber ich sehe auch positive Dinge. Der kurze Kontakt mit Fremden. Etwa auf der Straße oder beim Warten im Supermarkt. Die meisten Menschen sind umsichtiger geworden, das gefällt mir. Ich bin gespannt, wie das nach der Coronakrise aussehen wird.
Stichwort Kontaktverbot: Was tun Sie gegen den Lagerkoller und die Langeweile?
Zurzeit arbeite ich viel in meinem Garten. Da habe ich Zeit, die Natur zu genießen und Vögel zu beobachten. Bei mir im Garten nisten Rotkehlchen, an denen ich mich erfreue. Zum Glück ist gerade Frühling.
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