Im Projekt „Teile dein Wissen“ haben sich beim Martinsclub Menschen mit Beeinträchtigung weitergebildet. Ende letzten Jahres ist das Programm erfolgreich abgeschlossen worden
Neues lernen, sich weiterentwickeln und eigenes Wissen weitergeben. Darum ging es beim Projekt „Teile dein Wissen“, das der Martinsclub 2019 gestartet hat. 13 Teilnehmer*innen mit einer Beeinträchtigung waren dabei. Sie wollten erfahren, wie Gruppen angeleitet und Events organisiert werden. Nun ist das Projekt abgeschlossen. „Eigentlich wollten wir das feiern, um die Teilnehmenden für ihre erfolgreiche Weiterbildung zu ehren. Wegen Corona fiel das leider aus. Sowieso hat uns die Pandemie das Leben äußerst schwer gemacht. Immer wieder sind Veranstaltungen und Kurse ausgefallen. Dennoch war die ganze Sache ein absoluter Meilenstein für uns“, erklärt Kursleiterin Anne Skwara-Harms, die das von der Aktion Mensch unterstützte Projekt mit organisiert hat. Um das Vorhaben während der Pandemie erfolgreich weiterzuführen, sei, ergänzt sie, Improvisationstalent gefragt gewesen: „Trotz aller Beschwerlichkeiten haben wir das Beste daraus gemacht. Wir konnten beispielsweise aufzeigen, dass man sich auch online treffen kann. Daraus resultieren nun viele Kenntnisse in Sachen Videokonferenzen. Das hätte es ohne Corona nicht gegeben.“
Trockenübungen im Schwimmunterricht
Von den vielen coronabedingten Einschränkungen war Teilnehmerin Maren Bolte besonders stark betroffen. Die 51-Jährige wurde dazu ausgebildet, Aufwärmübungen im Schwimmunterricht zu leiten. Allerdings waren die Schwimmbäder seit Pandemiebeginn quasi durchgehend geschlossen. „Das war natürlich frustrierend“, findet sie. Aber dennoch hat sie weiter am ihrem Ziel gearbeitet. „Wir haben stattdessen im wahrsten Sinne des Wortes Trockenübungen gemacht. Dabei ging es um ein Gymnastik-Aufwärmtraining, das ich angeleitet habe. Zudem gab es Theorieunterricht. Dort haben wir gelernt, vor einer Gruppe zu sprechen. An das Stimmtraining mit dem Schauspieler Manni Laudenbach erinnere ich mich besonders gerne“, erzählt sie. Einmal hat sie sogar im Rahmen einer Medienfortbildung eine Lockerungsübung per Videokonferenz abgehalten. „Das war etwas verrückt. Aber auch eine lustige Sache, die mich auf jeden Fall weitergebracht hat“, findet Bolte. Auch das Einzeltraining, um bestimmte Inhalte zu vertiefen, hat ihr große Freude bereitet.
Mit gesunder Einstellung auf der Bühne
Ähnlich geplagt von den vielen durch Corona hervorgerufenen Absagen ist die 22-jährige Leonie Meentzen. Sie ist Teil der Eventmacher. Dieser Kurs stand unter der Leitung von Alexander Werner. Er ist selber im Eventbereich aktiv. Die Eventmacher haben sich auf die Planung und Organisation von Festivals konzentriert. „Was braucht es, um ein Festival auf die Beine zu stellen? Wie plant man ein interessantes Programm? Wie bleiben die Kosten dafür im Rahmen? Damit haben wir uns befasst“, erklärt Meentzen. 2019 hat die Gruppe die Breminale und das Moyn Moyn-Festival besucht, um dort hinter die Kulissen zu schauen. In den letzten beiden Jahren funktionierte dies zumeist nur in der Theorie. Daher wünscht sich Meentzen, dass der Kurs weitergeht: „Es ist sehr anspruchsvoll, ein Event durchzuführen. Es steckt mehr dahinter als das, was die Besucher*innen sehen. Da gibt es für mich noch viel zu lernen.“ Ein besonderer Moment war für sie das Alle Inklusive Festival. Dies wurde im vergangenen September vom Martinsclub und den Eventmachern organisiert. Hier hat Leonie Meentzen einen Teil der Moderation an der Seite von Radiomoderator Olaf Rathje übernommen. War sie aufgeregt? „Nö. Einfach machen und nicht so viel darüber nachdenken.“ Überhaupt geht sie mit einer gesunden Einstellung zu Werke, wenn es ums Organisieren geht: „Ich will Dinge voranbringen statt darüber zu diskutieren. ‚Nicht lang‘ schnacken, selber machen‘, das ist mein Motto“, erzählt sie.
Fortsetzung folgt – Wünsche für die Zukunft
Allem Corona-Ärger zum Trotz war die Weiterbildung ein voller Erfolg. „Alle Teilnehmenden haben viele individuelle Fortschritte gemacht, das war eine positive Überraschung. Außerdem ist dieses Projekt ein wichtiger Schritt hin zu mehr Inklusion auf dem Arbeitsmarkt. Denn das Ziel lautet durchaus, dass die Teilnehmenden die erlernten Inhalte auch beruflich anwenden. Zum Beispiel als Honorarkraft im Sport oder in der Veranstaltungsorganisation“, sagt Projektleiterin Kim Langer. „Wir werden das Projekt im neuen Jahr fortführen, um weiteren Interessierten diese Weiterbildung zu ermöglichen.“ Auch Maren Bolte und Leonie Meentzen haben konkrete Vorstellungen für die Zukunft. Bolte etwa möchte ihre Kenntnisse weiter ausbauen, um eigene Sportkurse und Fitnessübungen leiten zu können. „Ich würde mich auch gerne zur Schwimmassistenz ausbilden lassen.“ Leonie Meentzen wünscht sich, dass die Eventmacher zusammenbleiben: „Wir haben Freundschaft geschlossen. Also werden wir uns weiterhin treffen – auch, um Festivals zu besuchen und gemeinsam zu feiern.“ Alle Beteiligten eint dabei die gleiche Hoffnung: Dass die Inklusionsbremse Corona bald der Vergangenheit angehört.